Kira Loba im Marti

Kira Loba im Marti

Hallo Kira! Stell Dich doch kurz vor – wie bist du zur Fotografie gekommen?
Ich bin die Kira, 23 Jahre alt und komme aus Deutschland :)  Ich habe mit 9 Jahren angefangen mit meiner kleinen Aldi Digitalkamera und mit der alten Yashica meiner Mom zu fotografieren und generell meine ersten Erfahrungen zu sammeln. Und ja seit ich das erste Mal eine Kamera in der Hand gehalten habe, kann ich sie mir nicht mehr weg denken :) Meine Lieblingsbereiche waren jedoch eher die Macro Aufnahmen und hin und wieder eben Landschaften :)  
Warst du schon immer an der Peoples Fotografie interessiert, oder hat sich dein Schwerpunkt seit den Anfängen verändert?
Nein, mein Schwerpunkt hat sich ganz klar geändert. Sowohl seit meinen jungen unerfahrenen Anfängen als auch im letzten halben Jahr. Ich habe mich lange nicht an die People Fotografie getraut, da ich immer Angst hatte den Erwartungen meines Gegenübers nicht gerecht zu werden. Das kommt vermutlich vom Portraits zeichnen, etc. da ich dort schon Schwierigkeiten hatte meinen perfektionistischen Drang im Zaum zu halten (lacht).  Ich habe vor etwas weniger als 2 Jahren hier und dort mal ein paar Streetstyle Aufnahmen gemacht, aber das hat mir irgendwie noch nicht ganz gegeben, was ich wollte. In den Fashion Bereich habe ich mich erst vor knapp einem dreiviertel Jahr gewagt und seit dem auch fokussiert :)  
Gibt es einen bisherigen Höhepunkt in deiner fotografischen Laufbahn?
Mein Höhepunkt ist ganz klar etwas zurückgeben zu können. Bei jedem Shooting. Aber was mich bisher am meisten erfüllt hat und mir mehr gegeben hat, als ich je zurück geben könnte, war es eindeutig in Frankfurt im Noir Studio für die krebskranken Kids einige Wochenenden mitzuorganisieren. Wir wollten den Kindern einfach schöne, so weit wie möglich unbeschwerte Tage bescheren und da es auf Grund des Alters und der Anzahl verschiedene Gruppen gab, lief es auf mehrere Wochenenden hinaus. Was diese Kinder, die mir alle mehr als nur ans Herz gewachsen sind, gegeben haben, ist unbeschreiblich und das ist mein persönlicher Höhepunkt.  Ebenso wie jedes einzelne Mal, dass sich ein Model mir gegenüber öffnet, mir dessen Vertrauen schenkt und sich durch mich neu entdeckt oder neu definiert. Ich messe Höhepunkte nicht am sichtlichen Erfolg oder großen Namen, sondern eher an persönlichen und seelischen Geschenken, die man über die Zeit bekommt.  
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich persönlich würde meinen Stil als undefiniert beschreiben. Ja ich liebe Fashion, genau wie ein paar andere Richtungen, jedoch sind meine Konzepte jeweils auf die Personen mit denen ich zusammen arbeite zugeschnitten, da ich jede Seele, mit der ich persönlich zusammen arbeite, auf ihre Weise zeigen und einfangen will. Um dadurch jedes Mal aufs Neue eine andere Geschichte zu erzählen.  
Was war deine Idee hinter deinem Editorial fürs Marti Magazin und kannst du uns mehr über das Team am Set erzählen?
Meine grundsätzliche Idee war es einfach zu zeigen, wie sehr wir heutzutage vom Plastik umgeben und eingeschlossen sind. An sich wird die Plastik Geschichte ein längeres Projekt, das ich über die Jahre noch ausbauen und vertiefen werde :)  Zum Team, ich hatte an dem Tag das am besten zusammen funktionierende Team ever. Die Timea ist ein wunderbarer Mensch, sehr talentiert, wandelbar und unglaublich willensstark. Ich meine die Serie haben wir bei - 2°C draußen geshootet... Und wenn man dann noch beachtet, dass sie dort erst 17 war kann ich nur sagen: Respekt! Meine Make-up Artistin Diana ist einfach eine der wundervollsten, ehrlichsten und auch zielstrebigsten schönen Seelen, die ich je getroffen habe. Sie hat sich wie ich alles selbst beigebracht, hat nie Schulen besuchen können in der jeweiligen Richtung, sondern stattdessen einfach zielstrebig an sich selbst gearbeitet. Und das ist warum ich sie so gern unterstütze und auch so gerne mit ihr zusammen arbeite. Wir verstehen uns ohne Worte :)  
Welcher Fotograf oder Künstler inspiriert dich?  
Ich muss sagen ich bin “Idol frei” (lacht).  Klar es gibt viele große Namen, die bewundernswert sind, jedoch gehe ich nicht nach dem Stil anderer und versuche auch nicht zu erreichen, was andere geschafft haben. Ich gehe meinen eigenen Weg.  Mich inspieriert alles. Jede Seele die ich kennenlerne, die Natur, meine Umgebung, einfach alles. Jeder Künstler, den ich je treffen oder mit dem ich über die soziale Medien habe kommunizieren dürfen, inspiriert mich auf seine eigene Weise.
Wie wichtig ist dir das Social Media?
Social Media gehört heutzutage in gewisser Weise dazu. Es ist ein wichtiges Tool um Kontakte zu knüpfen, aber auch um zu zeigen, was man macht. Mir persönlich ist es jedoch nicht so wichtig, dass ich sage ich muss jeden Tag etwas posten oder Ähnliches. Ich habe seit 3 Monaten keinen neuen Post gemacht, weil mir meine Pausen auch wichtig sind. Künstler brauchen hin und wieder Pausen und sollten sich diese auch nehmen, um an sich zu arbeiten, sich neu zu definieren oder eben auch einfach mal zu leben (was ich übrigens jedem ans Herz legen würde). Zudem lasse ich mich nicht durch likes und follows definieren, da das in meinen Augen nur Zahlen sind, die man ebenso einfach auch ändern kann, wenn man gewillt ist genug dafür zu zahlen. Was einem das im Endeffekt und auf lange Sicht bringt ist jedoch meiner Meinung nach wieder eine andere Sache.  
Welches sind deine lieblings Sujets?
Ich bin ein Fan von Bewegung, Ausdruck und Emotionen. Egal ob im Fashion, Editorial oder Fineart Bereich. Zudem mag ich verlassene, runtergekommene Gebäude, die einen schönen Kontrast zu meinen Arbeiten darstellen, oder eben generell Fabrikgelände etc.  
Was möchtest du mit der Fotografie noch erreichen und was war dein Höhepunkt bislang?
Ich möchte erreichen, dass ich weiterhin ich selbst bleibe. Klingt vielleicht für den Durchschnitt sehr naiv oder komisch, jedoch möchte ich mich und meinen Charakter durch diese Branche nicht ändern lassen. Zudem möchte ich eben einfach Kunst erschaffen und leben und meinen Weg immer genauer definieren aber auch mich jedes Mal ein wenig aufs Neue erfinden, egal ob 2 oder 20.000 likes. Und zu meinen Höhepunkten habe ich bereits alles gesagt :) 
Wie siehst Du die Zukunft der Fotografie? Was muss man heute als Fotograf machen um zwischen den Milliarden anderen Bilder wahrgenommen zu werden?
Ja das ist ein Thema über das wir glaube ich lange sprechen könnten (lacht).  Ich denke es gibt viele Wege. Seine Nische zu finden ist eine, auch wenn sie sehr schwierig ist. Aber der Umgang mit den Menschen, die man trifft ist das, was einen wirklich ausmacht. Die Bindung die man aufbaut, zum Team wie zum Model. Wie man mit dem Model umgeht, wie man auf die Models eingeht und ob man sie respektvoll behandelt. All das spiegelt sich in den Bildern wieder und das ist meiner Meinung nach, was einen wirklich von vielen heutzutage abhebt. Viele Fotografen behandeln ihre Models als wären sie nur das Stück Fleisch um einen von A nach B zu bringen. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass wir ohne sie keinen Job hätten, ebenso wenig wie niemand im Hobby Bereich etwas umsetzen könnte. Und klar, respektvoller Umgang bindet Kunden wie auch jegliche andere Kollaborationspartner an einen und das auf Dauer. Ich denke einfach, wenn die Kopiererei anderer oder Trends nachzujagen nicht mehr als oberste Priorität gesehen wird und stattdessen der Fokus auf einem selbst und seinem eigenen Weg liegen würde, würden wir viel mehr Kunst sehen. Es gibt so viel Talent dort draußen.  
Und wie ich die Zukunft sehe... Naja derzeit leider nicht rosig um ehrlich zu sein. Jeder 2. möchte Workshops geben und kann dabei noch nicht einmal seine ISO Werte einstellen. Jeder 3. kopiert den 1. usw. Wir leben eben einfach in einer Zeit in der alles viel freier und einfacher zugänglich ist und ebenso schnell auch wieder ersetzt werden kann. In Zeiten, in denen sich jeder ein gutes bis sehr gutes Equipment leisten kann nur um sich dann Top Fotograf zu nennen, aber keinen Wert auf Respekt und die guten Werte und Normen legt, wird es immer schwieriger sich etwas aufzubauen, geschweige denn ernstgenommen zu werden. Durch die sozialen Medien sind meiner Meinung nach auch die wirklichen Kunststücke und dessen Wertschätzung verloren gegangen, wie Prints, Auststellungen etc. Alles ist nur noch digitaler Datenmüll, der gesammelt, emotionslos und halbherzig einfach schnell rausgeschickt wird und nicht wirklich wahrgenommen wird in einem so großen Pool an Möglichkeiten. 
Was möchtest du unseren Lesern mitgeben?
An sich nur, dass wir alle einzigartig auf unsere eigene Weise sind. Es wird in egal welchem Bereich oft oder sogar sehr oft Momente geben, in denen man aufgeben möchte, in denen man sich fragt, warum man was macht etc. Da ist es einfach wichtig durchzuhalten. Gerade als Künstler sind wir unsere größten Kritiker, dort muss man einfach eine eigene gesunde Balance für sich selbst finden. Es ist keine Schande zuzugeben, etwas nicht zu wissen, nachzufragen oder sich allein durch alles zu kämpfen und sich alles beizubringen, weil man vielleicht keine Möglichkeiten hat. Man sollte aufhören mit der Konkurrenz und dem Kampf um das bessere Bild als der Meet-up Nachbar und anfangen sich selbst zu finden, erfinden und den eigenen Weg zu gehen. Egal was andere sagen. Kein Anfang ist leicht, aber ihr seid nicht allein. Und wenn wir anfangen die Kunst und die Künstler die sie schaffen wieder als solche zu betrachten, wird auch die Branche sowie das Leben an sich wieder angenehmer werden :) Denn all das ist eine Bereicherung für jeden und für die Zeit an sich.  Zudem möchte ich jedem Fotografen mitgeben, mehr daran zu arbeiten das zwischenmenschliche hinzubekommen, anstatt das perfekte Bild zu suchen. Denn das Vertrauen was man bekommt ist ein Geschenk und wirkt sich auch ganz anders auf Bilder aus. Lasst eure Bilder, eure Kunst für euch sprechen, denn die helfen euch mehr als tausende Follower.  Und an jeden, der gerade erst anfängt: Well, don’t give up! There’s so much waiting for you out there !