Interview mit Luna

Interview mit Luna

Wie würdest du dich in drei einfachen Sätzen selbst beschreiben?

Ich würde sagen, dass ich eine sehr offene Person bin; ich scheue nicht davor, Neues auszuprobieren. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Meine Offenheit gegenüber der Welt macht mich zu einem sehr kontaktfreudigen Menschen; ich liebe es, neue Bekanntschaften zu machen und Charakteren kennenzulernen. Der Mensch als Wesen fasziniert mich durch und durch. Meine Freunde würden mich vermutlich als ein immer fortlaufendes Tonband bezeichnen; ich spreche unglaublich gerne und viel, da ich der Ansicht bin, dass jedes Gespräch, welches man führt, den geistigen Horizont erweitert und bildet. Doch bin ich auch eine gute Zuhörerin, ich habe stets ein offenes Ohr für die Menschen um mich herum, ich bin gerne eine Stütze für die Gebrochenen, weil ich weiss wie es ist, wenn man selbst gebrochen ist.

Du stehst noch nich sehr lange vor der Kamera; wie bist du dazu gekommen?

Richtig! Ich stehe noch nicht lange vor der Kamera, genauer gesagt seit knapp eineinhalb Jahren. Wenn ich an den Tag zurückdenke, an dem alles begonnen hat, kann ich nicht mehr, als unglaublich dankbar dafür sein, ihn erlebt haben zu dürfen. Eine meiner guten Schulfreundinnen fragte mich damals an, ob ich mit ihr an ein Fotoshooting gehen möchte. Beim Fotografen handelte es sich um einen Kollegen aus der Sekundarschulzeit. Zunächst zögerte ich, denn ich stand noch nie im Fokus einer Kamer und da kam mein Motto zum Zug: wer nicht wagt der nicht gewinnt. Ich wagte also den Sprung ins kalte Wasser und sagte zu. Schon relativ bald verstanden wir drei uns köstlich und die unsicherheit fiel von mir. Nach dem Shooting folgte die ungeduldige Vorfreude auf die Resultate des Shoots, und als diese zu meinem Erstaunen gut waren, erwachte in mir die Freude und das Verlangen nach mehr. Nach und nach lernte ich immer wieder durch Zufälle neue Fotografen kennen, vor deren Linse ich mich stellte. Erst kürzlich traute ich mich dann, an einen Swissinstameet zu gehen: dort treffen sich verschiedenste Fotografen und Models aus der ganzen Schweiz und shooten zusammen. Das erste Mal in Anwesenheit anderer Menschen - ausser mir und dem Fotografen  zu shooten brauchte zunächst Überwindung, doch ich fand schnell Gefallen daran und lernte, das sich um mich abspielende auszublenden.

Ist dir Social Media wichtig? Wenn ja, wieso?

Social Media ist mir insofern wichtig, dass ich grosse Freude daran finde, eine eigene Seite zu gestalten. Ich mache das nicht, um anderen zu gefallen oder ähnliches. Viel mehr erfüllt mich das erzielte Resultat ein Stück weit mit stolz und es wäre eine Verschwendung, dies für mich zu behalten. Keineswegs versuche ich, möglichst viele Followers zu haben. Wem es gefällt, der kann mir folgen und wem nicht, dem eben nicht. Zum Glück sind die Geschmäcker der Menschen so  verschieden wie es ihre Gesichter sind. Man stelle sich vor, wie die Welt aussähe, würde allen dasselbe gefallen. Ich finde Social Media kann auch eine Art Inspirationsquelle darstellen. Es kostet den Einen oder Anderen sehr viel, sich selbst in einem Look wieder zu finden. Steht man also noch auf schwammigem Boden, kann Social Media eine Hilfe darstellen: Oft traut man sich nicht etwas anzuziehen, weil man vielleicht der Meinung ist, es könnte komisch aussehen oder, dass es sonst niemand auf der Welt tragen würde. Mal abgesehen davon, dass es sehr wichtig ist, nicht immer das zu machen, was die Gesellschaft einen vorschreibt, findet man auf sozialen Netzwerken Menschen, die dasselbe toll finden und man fühlt sich gleich sicherer, weil man nicht mehr alleine da steht. Man hat also die Möglichkeit, sich mit einem Look zu identifizieren. Lange Zeit ist es mir auch so ergangen. Doch jetzt, da ich mich in einem Look wiedergefunden habe, wird es Zeit, dies zu zeigen und das Vorbild zu sein, welches Andere Mal für mich waren.

Wie bist du zu deinem alternativen Kleidungsstil gekommen?

Ich denke das kommt daher, dass mir auch einfach die Musik und die Art zu Leben von früher besser gefällt als die heutige. In der Sekundarschule gehörte ich ganz klar nicht zu den beliebten Kids, auch hatte ich keinerlei Selbstvertrauen, was mich zur Zielscheibe von Mobbing Attacken machte. Aus der Angst heraus, wieder und wieder fertiggemacht zu werden, fügte ich mich nach und nach der Mehrheit; zog mich an wie die Mehrheit, redete wie die Mehrheit, wurde zur Mehrheit. Ich hasste meinen Kleidungsstil, fühlte mich weder schön noch wohl darin. Doch welche Wahl hatte ich? Als ich ans Gymnasium kam, drehte sich das Ganze. Zum Einen war ich nun älter und verstand, dass es immer Menschen geben würde, die nicht mögen, was du machst. Andererseits war ich nun an einer Schule, da offenbar die Zeit auf den Anderen zu erniedrigen gar nicht reichte oder es war ganz einfach nicht wichtig genug. Ich begann zunächst langsam meinen Stil zu verändern, immer fort beobachtend, wie die Reaktion der Menschen um mich herum ist. Als nichts zurückkam, wagte ich den Schritt: Ich stellte meinen ganzen Kleiderschrank auf den Kopf und sortierte radikal aus. Alles, was mich an meine Vergangenheit erinnerte, alles, was nicht ich war, musste raus. Da ich nicht nackt durch die Weltgeschichte rennen konnte, behielt ich noch zwei Paar Hosen und einige wenige Shirts. Ich begann meine Freude an Brockenhäusern zu entdecken und schnell wurde mir klar, was mein Style war. Meine Kleider kommen von überall und ich wünschte manchmal, sie könnten Geschichten erzählen. Meine Kleider sind sehr alt und daher auch robust, da man sich früher nicht viel leisten konnte und daher das, was man hatte, lange halten musste. Man lebte sparsam und nicht so verschwenderisch wie man es heute tut. Zudem ist fast jedes meiner Kleidungsstücke ein Unikat, insofern, dass es nicht wie die Kleider heute massenhaft produziert wurde, ich habe Kleider, die kein anderer Mensch hat, weil ich eine Person bin, wie es sie nicht noch ein zweites Mal auf Erden gibt.

Was ist dir wichtig an der Zusammenarbeit mit Chris und wie bist du dazu gekommen?

Was ich an der Zusammenarbeit mit Chris besonders geschätzt habe war seine Ehrlichkeit und Offenheit. Ich bin noch ziemlich unerfahren was das Modeln angeht, doch durch seine direkte Art konnte ich sehr vieles lernen und verbessern, ohne, dass er mich verletzte oder ich mich als Person angegriffen fühlte. Konstruktive Kritik führt dazu, dass man das Beste aus sich herauszuholen versucht. Er hat es hinbekommen, dass ich mich, trotz seiner kritischen Auffassung, immer wohl fühlte. Ich hatte nie das Gefühl, von oben herunter behandelt zu werden und doch hatte ich, einfach wegen seiner Art, immer Respekt vor ihm. Ich wusste, dass er versucht das Beste aus mir herauszukitzeln und so begann er mich, mit seinen Worten zu formen, bis dass ich gewisse Dinge verinnigen konnte. Immer und immer wieder dasselbe zu machen hilft, Dinge zu festigen. Besonders wichtig ist mir also Ehrlichkeit, denn nur so habe ich eine Chance, mich zu bessern. Ich bin ganz durch Zufall auf ihn gestossen. Bei Instagram wurde er mir unter “könnte dir gefallen” vorgeschlagen. Fasziniert von dem, was ich sah, fragte ich ihn an, ob ich ein Shooting mit ihm machen könnte und ehe ich mich versah stand ich in seinem Studio und ein Traum ging in Erfüllung.

Hast du Ziele, welche du vor der Kamera realisieren möchtest?

Natürlich versuche ich das Bestmögliche aus mir rauszuholen und ich glaube, dass ich diesem Ziel mit seiner Hilfe immer näher komme. Jedoch befürchte ich, dass das Modelbusiness für mich eine Wunschvorstellung bleiben wird, da ich mit meinen 1.58m nicht in die Modelnorm passe. Natürlich stirbt die Hoffnung zuletzt und ich bleibe immer dran, doch muss ich leider auch realistisch sein. Man weiss ja nie, was die Zukunft bringen mag und was ich alles erreichen kann, doch alleine dadurch, dass ich mit Chris shooten durfte, ging für mich ein grosser Traum in Erfüllung.

Wie schwer war der bisherige Weg?

Ich muss ehrlich eingestehen zu Beginn fühlte ich mich sehr unsicher und unwohl, weil das Modeln doch etwas sehr intimes sein kann. Man drückt Emotionen aus und ist theoretisch vor der Kamera blossgestellt. Es kostete mich anfangs viel Mut, da ich kein besonders selbstsicherer Mensch bin. Wenn einen über so lange Zeit eingebläut wird, man sei ein Niemand, fängt man irgendwann an, daran zu glauben. Nun ist das Shooten ein sehr gutes Training, um mich selbst zu akzeptieren, wie ich bin. Dadurch, dass ich mich immer wieder auf Bildern sehe, lerne ich mich selbst anzunehmen, genau so, wie ich bin. Chris hat mich auf diesem Weg sehr unterstützt und half mir, das in mir zu sehen, was ich bin. Mittlerweilen bin ich soweit, dass ich die Bilder stolz ansehen kann und mich gerne sehe. Nicht immer aber immer öfter.

Warst du schon immer gerne im Rampenlicht?

Überhaupt nicht. Das Rampenlicht, welches ich erlebte, war nicht jenes, welches man sich wünscht. Ich war im Rampenlicht der Mobber meiner Schule. So oft wünschte ich mir, unsichtbar zu sein, zu verschwinden. Je weniger ich auffiel umso besser. Das zog sich eigentlich durch meine gesamte Jugend. Nun, da ich älter bin habe ich gelernt zu meiner Person zu stehen und ich scheue nicht mehr davor auch mal aufzufallen.

Was bedeutet “Ästhetik” für dich?

Der Körper eines jeden Menschen ist ein Kunstwerk in sich. Egal ob gross, klein, mollig oder dünn, jeder Mensch ist auf seine Art einzigartig und wunderschön. Diese Schönheit in einem Bild aufzufangen, den Ausdruck eines Menschen zu verewigen; Ästhetik ist für mich nicht das, was die Norm vorschreibt, Ästhetik ist die Lehre vom Schönen, von allem, an dem man Gefallen findet. Da unsere Geschmäcker so verschieden sind, wie wir selbst, kann man nicht grundsätzlich sagen, ob etwas ästhetisch ist oder nicht. Das gefällt mir und es ist auch wichtig, dass man sich dessen bewusst ist. Für mich bedeutet es, die Schönheit eines Menschen in einem Bild einzufangen, egal ob man dabei angezogen oder halb nackt ist, es kommt auf die Bildinszenierung und die Emotionen, die man weitergeben möchte an.

Wie siehst du dich auf einem Foto am liebsten?

Das ist sehr schwer zu sagen, da ich ab und an noch mühe habe, mich überhaupt auf bildern anzusehen. Doch ehrlich gesagt finde ich mich “nude” also oben ohne, jedoch so dass man nichts sieht fast am schönsten, aus dem einfachen Grund, dass ich dann so dastehe, wie ich erschaffen wurde, mit allen macken und Kanten, die mich ausmachen. Es zeigt mich von einer Seite, die natürlicher nicht sein könnte. So viele Menschen haben Mühe damit, dass ich das mache. Jedoch bin ich der Meinung, dass es kaum etwas schöneres geben kann, als einen nackten Körper im Licht, mit den Schatten, die sich den Kurven schmiegen. Ich mag es einfach ich selbst zu sein, man sieht mir auf Bildern sofort an, wenn ich mich unwohl fühle, weshalb ich sehr gerne mit Chris shoote. Ich weiss, dass er mich mit den Augen eines èProfis betrachtet und ich fühle mich automatisch in guten Händen.

Gibt es etwas, dass du unseren Lesern mitgeben möchtest?

Habt Mut! Wenn es euer Traum ist, Model zu werden, dann lasst euch von Nichts abbringen diesem Ziel näher zu kommen. Wenn ihr Sänger werden möchtet, dann übt und werdet besser. Egal was ihr für Ziele habt in eurem Leben, lasst euch nicht von diesen abbringen, nur weil ein Ideal sagt, dass ihr nicht da reinpasst. Hört auf zu träumen und beginnt zu leben und euer Wunschdenken in die Realität umzusetzen, denn schlussendlich sollte es im Leben darum gehen, das machen zu können, was einen mit Freude erfüllt. jeder Anfang ist schwer, doch hat man das Ziel dann erreicht, wird sich herausstellen, dass sich der Aufwand gelohnt hat.