Exklusive Story von Ralf Eyertt
Hallo Ralf! Stell Dich doch kurz vor – wie bist du zur Fotografie gekommen?
Aus München stammend war ich seit 1986 in der Werbeindustrie tätig. Zwischen 1996 und 2005 als Manager verschiedener Künstler im Musikbereich unterwegs und an der Gestaltung vieler CD und DVD Cover beteiligt. Seit 2006 konzentrierte ich mich voll auf die Fotografie und habe verschiedene Fashion Produktionen im Großraum Bayern übernommen.
Projekte führten mich 2010 nach Zürich wo ich mich inzwischen auch niedergelassen habe. In meinem Loftstudio war ich seitdem an zahlreichen Schweizer Fashion Produktionen beteiligt. Ich habe für 2 Schweizer Magazine gearbeitet, die es leider in der Zwischenzeit nicht mehr gibt und habe eine Zeitlang für H&M Fashion Aufnahmen gemacht.
Seit Dezember 2013 bin ich außerdem Mitglied der Schweizer Berufsfotografen und Fotodesigner.
Du fotografierst hauptsächlich in den Bereichen Fashion, Glamour, Beauty und Lifestyle; waren dies schon immer deine Schwerpunkte oder haben sich diese in den letzten Jahren verändert?
Ich habe immer schon im Bereich People, Fashion und Beauty fotografiert. Der Glamour ist ein Bestandteil meiner Fotografie. Das liegt sicher zum Teil an meiner Wahrnehmung der 70ziger Jahre, in denen Glamour ein wesentlicher Bestandteil der Fashion Fotografie war. Dieser wurde Ende der 80ziger in eine eher realistische Darstellung gewandelt bis hin zu sehr dramatischen Zügen. Da ich aber erst 2006 den Schwerpunkt meiner Tätigkeit auf die Fotografie gelenkt habe, erschien es mir passend diesen älteren Stil wieder aufleben zu lassen und die technischen Mittel der heutigen Zeit entsprechend einzubringen. Was sich seitdem geändert hat ist meine Ausrichtung. War ich doch sehr lange bemüht im fotografischen Bereich der Dienstleistung tätig zu sein, habe ich 2018 beschlossen mich eher als Künstler zu etablieren. Meine Bilder sind seitdem frei von kommerziellen Inhalten und sind gefüllt mit sehr kreativen Elementen.
Diese Entwicklung ist sicher meiner langjährigen Tätigkeit als Musikmanager geschuldet. Wenn man mit Künstlern aus dem Musik Bereich zu tun hat, erkennt man sehr schnell was eine Gruppendynamik ist und welche unglaublichen Ergebnisse daraus entstehen, wenn Künstler an einem gemeinsamen Strang ziehen. Seit zwei Jahren veröffentliche ich Bilder die nicht mehr das Werk einer einzelnen Person (dem Fotografen) sondern das Ergebnis eine Gruppe von Menschen ist, die hier gemeinsam gestalten.
Deine Bilder werden in unzähligen Magazinen aus der ganzen Welt veröffentlicht – hast du dir damit einen Traum verwirklicht?
Tatsächlich hat die Umstellung auf den fotografisch künstlerischen Bereich hier eine Tür geöffnet. Sehr weit sogar. Inzwischen gibt es Veröffentlichungen in über 70 Magazinen weltweit und das seit Januar 2018. Eine unglaubliche Zahl die zeigt wie groß die Zahl der Liebhaber für diese Art der kreativen fotografischen Gestaltung ist. Ich denke auch das die harmonische Gesamtstimmung einen speziellen Reiz auf den Betrachter ausübt. Wer lässt sich nicht gern von Schönheit einfangen und inspirieren. Mein Traum war der Wunsch nach Anerkennung die mit jedem Bild das ich veröffentliche verbunden ist. Das er sich derart erfüllt, ist wirklich ein Traum den ich so nie für möglich gehalten habe.
Gibt es einen bisherigen Höhepunkt in deiner fotografischen Laufbahn?
Den gibt es eigentlich noch nicht und ich bin froh darum, denn dann würde es ja bergab gehen. Ich hoffe das ich den noch vor mir habe, aber cool wäre, wenn ich ihn dann nicht merke, weil ich bereits mit Neuem beschäftigt bin.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Meine Bilder leben durch eine sehr 3-Dimensional angelegte Darstellung und das Gesicht ist immer Teil des Mittelpunktes. Es darf keine Langeweile beim Betrachten aufkommen. Das ist schon Teil des Shootings. Es wird sicher bei keinem Shooting soviel gelacht wie bei meinen. Das überträgt sich in der Regel.
Woher holst du deine Inspirationen?
Das ist Teamwork. Wie bereits beschrieben ist es immer eine Teamleistung. In den letzten 2 Jahren war für das kreative Styling Ramin Heidary zuständig. Ramin kommt ursprünglich aus Persien und ist in Lausanne als Hairstylist in einem eigenen Salon tätig. Nach seiner Vorstellung entstehen die Themen. Diese werden dann durch Makeup Artisten ergänzt. Hier sind verschiede Artisten tätig, aber alle kommen aus dem gehobenen kreativen Bereich und bringen eine langjährige Erfahrung mit. Um Namen zu nennen wie Stephanie Jeg, Vanessa Cisullo, Reslie Perez Mundwiler-de Castro, Iryna Müller und viele mehr. Die Schweiz hat hier ein unglaubliches Potential.
Was waren deine Idee hinter den Bildern für das Marti Magazin und kannst du uns mehr über das Team am Set erzählen?
Da ich gebeten wurde Bilder aus noch nicht veröffentlichtem Material zur Verfügung zu stellen, sind diese Bilder das Ergebnis aus den letzten 3 Shootings. Die Bearbeitung (die ich nach wie vor selbst mache) ist gerade abgeschlossen. Das erste Thema hat mit Schmetterlingen zu tun und wurde mit dem Model Anna Burhkel umgesetzt. Schmetterlinge haben eine sehr eigene und erstaunliche Schönheit und sie mit der Anmut eines Models zu verbinden ist eine zauberhafte Idee. Natürlich kamen keine lebenden Schmetterlinge zum Einsatz.
Das zweite Editorial entstand mit einem meiner Lieblingsmodel, Jhannet Correa. Mit Jhannet arbeite ich schon seit Jahren zusammen und die Shootings sind immer etwas Besonderes. Dieses Mal war es das erste mal das sie Teil eines Kreativ Themas war. Passend sollte es ein Diamonds and Pearl Thema sein. Die Darstellung reicht von Madonnenhaft bis hin zum Glamour. Als drittes hatten wir das Glück das Model Vanessa Gosteli (bekannt aus der Schweizer Next Topmodel Staffel 2018) für ein kreatives Editorial zu begeistern. Hier war das Thema Texturen umgesetzt im Bereich Beauty.
Nebenbei – alle Accessoires die zum Einsatz kommen sind handgefertigt von Ramin Heidary. Allein das Bekleben des Körpers von Vanessa hat 2 Stunden gedauert. Die Perlen und Diamantenhaube von Jhannet ebenfalls. Das Thema mit den Schmetterlingen ging etwas schneller. An allen drei Editorials hat Reslie Perez Mundwiler-de Castro das Makeup gemacht. Neu auch in diesem Set war der Einsatz mobiler Stellwände im Studio. Ich wollte etwas weg von den normalen Hintergründen und habe mir hier Stellwände besorgt, die ich gegeneinander verschieben kann um sie dann effektvoll und zum Teil farbig auszuleuchten. Das ist sehr gut zu erkennen.
Gibt es Fotografen oder Künstler, welche dich inspirieren?
Ich denke das der Viktoria Secret Fotograf Russel James mich am meisten inspiriert. Seine so respektvolle Darstellung der Weiblichkeit ist immer noch Inspiration für mich.
Wie wichtig ist dir das Social Media in deiner Arbeit als Fotograf?
Angefangen hat alles in so genannten Fotografen Communities. Zuerst in der deutschen Fotocommunity, dann zu den internationalen wie 500px und Viewbug. Dort bin ich immer noch angemeldet und habe über 20.000 Follower. Aber diese Art der Community ist kein Tor nach außen. Für Workshop Fotografen (also Fotografen die gerne Workshops geben) sind sie das Paradies. Denn sie können hier direkt kommunizieren. Für mich war es weniger interessant da ich hier keine Kontakte zu Publikationen, Models oder Kunden bekomme. Facebook erwies sich als zu wenig effektiv. Instagram hingegen war richtig. Plötzlich erreichte ich die kreativen Kräfte, die Models, die Kunden und die Publikationen. Leider ist auch bei Instagram inzwischen die Geldgier im Vordergrund, man soll für jeden Like bezahlen. Hervorheben nennen sie das. Aber im Moment gibt es noch keine Alternative.
Welches sind deine Lieblings Sujets?
Die Schönheit der Weiblichkeit. Das kann ich nicht anders sagen. Ich arbeite auch mit männlichen Models aber die Weiblichkeit inspiriert mich doch mehr.
Was möchtest du mit der Fotografie noch erreichen?
Ich würde gern einen Verlag finden der mit mir ein Buch macht. Mich durch die Welt schickt und mich die weibliche Schönheit in Verbindung mit magischen Orten fotografieren lässt.
Gibt es ein Model, mit welchem du gerne mal arbeiten würdest?
Models inspirieren Fotografen. Models die mich inspirieren sind ausdruckstark und können mich mit samt der Kamera umhauen. Ich würde sofort mit jedem Victoria Secret Model arbeiten, da die aber viel zu beschäftigt sind und der Name Ralf Eyertt nicht auf der Vogue Liste steht, versuche ich einfach die Rohdiamanten zu finden die sich mir offenbaren. Bisher hatte ich schon Glück damit und ich denke das ich das auch in Zukunft haben werde.
Wie siehst Du die Zukunft der Fotografie?
Was muss man heute als Fotograf machen um zwischen den Milliarden anderen Bilder wahrgenommen zu werden?
Es wird immer eine Fotografie geben, auch wenn das bewegte Bild heute einen gleich hohen Stellenwert eingenommen hat. Fotografie ist viel komplizierter, es ist ein Sekunden Moment in dem alles konzentriert wird. Alles muss passen und sich zusammenfügen und mein Mantra ist hier immer... Lieber Gott schütze mich vor langweiligen Bildern. Das wäre dann auch das was ich anderen Fotografen mitgeben würde. Schaut euch eure Arbeiten an. Was sollen die anderen darin sehen, was wollt ihr damit ausdrücken und ist es euch damit wirklich gelungen. Und habt immer etwas im Bild das den Betrachter fesseln kann, sonst wird das Bild einfach übersehen. Das trifft heute leider auf eine Vielzahl aller Bilder zu. Die Technik zu beherrschen ist die Voraussetzung aber das Talent mit einem Model zu kommunizieren und hier den richtigen Zeitpunkt für das perfekte Bild zu finden, das ist das Besondere. Das macht dann auch die ganz großen Fotografen aus.
Was möchtest du unseren Lesern mitgeben?
Es gibt da so einen bewegenden Leitspruch aus meinem bewegten bisherigen Leben. „Leben ist Rhythmus - also bewege dich und Lebe“! Mit anderen Worten: rumsitzen ist nicht die Lösung und schon gar nicht wenn man Ziele erreichen möchte. Welche Ziele erstrebenswert sind, das ist immer eine persönliche Entscheidung und sollte nicht von anderen getroffen werden. Fehler sind immer Bestandteil eines Weges den man geht. Sie zeigen nur auf welche Informationen noch fehlen um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Niemand trifft Fehlentscheidungen, wenn er die richtigen Informationen hatte. Fehler sind wichtig um an die richtigen Informationen zu kommen. Also keine Angst vor Fehlern!!